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alles gute zum muttertag
tag der mütter war das heute. wohin man sah: mütter. mütter mit kleinkind auf dem arm, oder noch werdende mütter mit kleinerem kind im bauch. und alle kaum älter als ich, wenn nicht jünger.

wo soll das nur hinführen, denke ich mir. mitten in mitte, dann in prenzlauer berg, dort wo man dereinst bohème wähnte. dort werden jetzt alle: mütter.

nicht mal auf der parkbank ist man sicher. man setzt sich hin, beginnt den neuen thomas bernhard zu lesen, gerade erst erstanden. schon kommen mütter, setzen sich daneben oder aber genau gegenüber. holen sogar ihre mutterbrüste raus. vor zwei jahren im roten salon hätte die das nicht gemacht, einfach mal so die brüste rausholen, nicht vor meinen augen, jetzt aber ist sie mutter, da macht man das so.

dann woanders, auf der castingallee nämlich, also auf der kastanienallee, ein ähnliches spiel. die castingagenturen haben ihr feld verlassen scheint's, so unbefangen stand frau selten zu ihrem bauch. auch hier wird man mutter allenthalben, allerorten.

an der ampel dann ein blick aus dem auto. eine mutter, etwas älter als die gerade im werden sich befindenden, mit ihrer kröte, die schreit und bockt und kriegt doch nicht was sie will. die mutter ist genervt. früher wäre sie hier wohl shoppen gegangen. hätte tinnef gekauft und dann noch einen milchkaffee mit ihren freundinnen. jetzt hat sie so'nen pascha für arme an der backe, schaut genervt und ist nicht glücklich.

was machst du so?
zwecklos, in die großstadt zu fliehen. selbst in new york wirst du unweigerlich eines tages alte bekannte auf der straße treffen. in tokio mag man vielleicht noch sicher sein.

nach dem abi abgehauen. damals. heute wieder einen von denen auf der straße getroffen. einfach so. er wohne ja jetzt auch hier, in der stadt, in dieser stadt, im gleichen kiez sogar. wie so manch anderer von damals ja jetzt auch. kommen alle aus ihren langweiligen unistädten rausgekrochen und finden sich jetzt hier ein. haben diplom gemacht, magister gar. und du? "noch nicht mal angefangen." ach so, verständnisloses nicken, das verständnis heucheln will.

gelächelt, dann sieht man sich ja. keine anstalten gemacht, das wort telefonnummer auch nur in den mund zu nehmen. schlimm genug schon, dass man sich sieht.

kampf gegen die elemente, fortgesetzt
hier habe ich mich geirrt. sich das am nächsten morgen schon eingestehen müssen, wäre ärgerlich, wenn der irrtum selbst nicht so angenehme folgen hätte.

endzeit
plötzlich stille auf dem ukw-band. nun, nicht ganz. doch einige sender sind gestern nacht verschwunden. urplötzlich. man liegt so da, liest, hört nebenher. und dann: rauschen.

langes kurbeln am regler. die begehrten sender sind weg. an ihrer stelle nur triste lücken. dafür anderes entdeckt: einen fürchterlichen 80er jahre sender, der es sich zur aufgabe gemacht hat, nur das schrecklichste jener dekade zu spielen. und eine art piratensender oder so, der zwischen eher langweiligem elektronikgefasel was von antifaschistischen aktionen erzählt. und dann noch einen recht bizarren, der eine frauenstimme über den äther jagt, welche stocksteif - können stimmen überhaupt stocksteif sein? - von den menschenrechten erzählt, die hier und dann und dort nicht eingehalten oder als hemmnis angesehen wurden. hat sowas kadermäßiges, wie die sprecht, denke ich kurz, dann kurz der gedanke, dass vielleicht gerade revolution ist oder endzeit und du liegst währenddessen im bett und diese dort und die anderen haben buchstäblich in einer nacht- und nebelaktion die nun verschwundenen sender gestört.

revolution nachts um drei. draußen ist alles so merkwürdig still, der empfang bleibt weiter schlecht. rauschen aus dem radio. irgendwann dann antenne brandenburg entdeckt. die wären wohl die ersten gewesen, die man zu stören gewusst hätte. also doch nichts mit umsturz.

vielleicht ja nächste nacht.

 



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