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luna stella.
du bist ein kleiner stern, schimmerst vor dich hin, mal blinkst du etwas, bist dann fröhlich, meist aber bleibst du unerkannt an irgendeinem rand des himmels, unergründlich, auf distanz.

ich wollte dir einen namen geben, doch wir reden aneinander vorbei.

"ein brief von weit weg, so bist du mir nah"
"scheisse tut mir leid, es muss sich echt was ändern,bin so depressiv.hilf mir doch, will mal wieder lachen-kuss."

vor langer zeit erhalten. in alten handy gefunden. heute ging's dir auch nicht sonderlich, aber depressiv warst du glücklicherweise nicht.

geändert hat sich leider nicht viel.

"everything in its right place."
und du lächelst entschuldigend. hättest es ja beinahe verpasst, dann plötzlich draußen die straßenbahn und du wusstest, es ist schon spät, zu spät beinahe. aber noch gerade rechtzeitig für alles, das ist das einzige was zählt. später dann viele biere, du paffst eine zigarette, warum, weißt du nicht. das stirntuch steht dir gut, überhaupt deine haare. rot. zum abschied die worte, dass man sich sehe und ja, bestimmt werden wir das.

nichts weiter eigentlich, ein schöner abend.

"... der kleinscheiß die nägel."
(1) der tag macht mit einem fiesen kinnhaken, den ich, schlafend, nicht habe kommen sehen können, auf sich aufmerksam. das sitzt. das radio spielt, hintereinander, die neuen singles von virgina jetzt, mia und rosenstolz. das hält kein mensch aus. ich schon gar nicht.

(2) in der s-bahn mir gegenüber eine junge frau. sagen wir eher: ein mädchen. offenbar studentin, wir haben den gleichen weg. aber doch ein paar jahre jünger als ich. sie liest, ich lese. aus dem augenwinkel bemerke ich: sie schlägt die beine übereinander. an sich ist sie nicht mein typ, deswegen beachtete ich sie zuvor kaum, aber wie sie das macht, mit den beinen, das ist fabelhaft, das merke ich gleich. nicht, dass man delikates sähe. aber ihre beine, in schwarzen, etwas groben strumpfhosen.--- sie sind stark, aber nicht muskulös, keineswegs stämmig, aber eben nicht zierlich. und das mag ich. der überwältigende drang, diese beine mit den fingerkuppen zu berühren. sie zu lecken. ich starre vielleicht einen moment zu lang und meine, dass die frau neben dem mädchen, das von all dem nichts mitkriegt, denn sie liest ja mit beneidenswert in sich versunkener konzentration (vermutlich lag es daran, dass sie mit ihren beinen so zauberte, sowas schaffen nur die wenigsten bewusst), dass diese frau also mich und meinen blick, vor allem aber das mutmaßliche funkeln darin, das grinsen, das sich zu solcher gelegenheit für gewöhnlich um meine mundwinkel legt, bemerkt. denn sie wiederum starrt mich nun, wie ich gewahre, durch eine sonnenbrille (im dezember! kein schnee!) unentwegt und mit nicht wenig entgeisterung im gesicht an. überhaupt eine groteske erscheinung, diese frau.

(3) auf dem rückweg, ebenfalls in der s-bahn, eine punkerin, die sich ihr punkerdasein teuer bei h & m erkauft hat und somit also gar keine punkerin ist, denn punker gehen nicht zu h & m und also deshalb gibt es auch kaum noch punker und wenn man doch mal welche trifft, dann sind die meist peinlich, und diese punkerin hört im walkman/ipod/whatever laut und deutlich die neue single von mia. dies ist nicht mein tag.

(4) zuhause angekommen, bemerke ich, dass ich, was ich mir vorgenommen hatte, den kaffee zu besorgen vergessen habe. also nochmal raus.

(5) "nur eben kaffeeholen" gerät an der kasse zur geduldprobe, da eine etwas ältere, sich für resolut haltende dame wegen ein paar cent, die sie mehr zu zahlen nicht willens ist, obwohl der bardcode an den produkten eine eindeutige sprache spricht, die zeit ihrer mitmenschen sprübar belastet. ich möchte sie, hier und jetzt und vor allen anderen, in deren namen ich dann zu agieren mir gewiss sein könnte, beleidigen (und vielleicht auch schlagen). soviel aufhebens um ein paar cent. kleingeld-kleingeisterei.

(6) telefonieren, und dabei über's ficken sprechen. in beiderlei hinsicht mit der person am anderen ende.

"... von wo aus ich euch lachend ansehe."
"plagt euch nicht so ab", möchte man ihnen zurufen, "in spätestens einem jahr seid ihr eh woanders, nicht mehr hier!". damit sie's locker nehmen. nicht zum aushalten, wie sich da gewunden wird, gekrebst.

gute miene zum bösen spiel dann doch. kein kommentar also, für den man mir mal danken würde, mir aber hier und jetzt ausgesprochen nur als arroganz ausgelegt würde. deshalb lieber lächeln. vielleicht springt dafür ja verzweiflungssex raus.

tasten.
nummern in einer mail. abwarten, was heute abend noch geschieht.

blitz.
der knochen deiner hüfte. kurz, nur einen moment, dazwischen. als du dich streckst, etwas an der musik richtest. unmerklich lauter, leiser. der wunsch, diese stelle zu küssen.

dein neuer haarschnitt gefällt mir, sage ich.

klebenbleiben.
flirrende sonne. schweiss. alter, neuer, klebriger schweiss. der geruch von sonnenmilch. dein rücken. ich liebe deine beine. deine wunderschönen beine. und dann wieder sonne. zeit, so elastisch wie warmes gummiband. gleiten.

spiel auf zeit
die frau da auf der straße, mit den kleinen kindern. wie sie im gesicht angemalt sind. die frau macht irgendein hüpfspiel mit ihnen, ausgelassen. kinderaugen lachen, kinderstimmen glucksen.

der schmerz, der darin schon verborgen liegt. das tieftraurige an dieser frau. so wie du tust, so bist du nicht. du bist kein kind mehr, nie wieder wirst du eins sein. der verrat, den sie mit dieser lüge an den kindern begeht.. das tieftraurige an diesen kindern. so wie es ist, so bleibt es nicht. die freude ist nur da, zu zerrinnen. vor euren augen, vor eurem blick. in eurem sein. gewöhnt euch dran.

schwalbe
während rings um uns herum die leute vor den fernsehgeräten von schwalben zeugen werden, sehe ich dort draußen, vor dem fenster, eine schwalbe. sie ist grün, von jener sorte, die sie, eine andere, besonders mag. wir, du und ich, kommen auf die schwalbe von damals zu sprechen, auf deine, die war nicht grün, sie war schwarz., und du hattest sie verkauft an leute, die, weiß gott allein wie, ihr leben durchgebracht hatten und in deiner schwalbe nur eine möglichkeit mehr zu diesem zweck erkennen konnten. das fühlt sich kurz an wie ganz, ganz früher, damals, vor jahren, als der sommer sorgloser zeuge und wir ausgelassen waren. es ist lange her, es tut nicht weh, nicht wehmut noch nostalgie. das wissen allein, dass es heute anders, aber noch immer ist.

irgendwo weit weg, jetzt gerade, wo ich das schreibe: tor!

 



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